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Soziale Medien machen aggressiv. Diese Erkenntnis ist nicht neu, wird aber nun in einer repräsentativen Studie des US-amerikanischen Massachusetts General Hospital wissenschaftlich bestätigt.  Je häufiger Nutzer in den sozialen Medien verweilen, desto größer ist die Gefahr aggressiv zu werden.  

Insgesamt wurden für diese Studie 42.600 Daten von Internetnutzerinnen und Internetnutzern ausgewertet. Die Studie fand zwischen November 2023 und November 2024 statt und ist jüngst, am 8. Januar 2025, veröffentlicht worden. Alle befragten Studienteilnehmer waren zum Zeitpunkt der Befragung mindestens 18 Jahre alt und wohnten in den Vereinigten Staaten. Das Durchschnittsalter lag bei vierzig Jahren. Der Anteil an Frauen überwog mit 58,5 Prozent. Der Anteil der männlichen Teilnehmer lag bei 40,4 Prozent.

Im Mittelpunkt der Studie stand die Forschungsfrage, auf welchen Plattformen die Studienteilnehmer aktiv interagieren, sich also aktiv an der Kommunikation beteiligen. Der Schwerpunkt lag auf den Plattformen Instagram, TikTok, Facebook und X/Twitter. Im weiteren Verlauf mussten die Studienteilnehmer mithilfe einer Skala die Frage beantworten, wie oft sie auf diesen sozialen Plattformen agieren (1: niemals, 2: einmal im Monat oder sehr selten, 3: einmal in der Woche, 4: einmal am Tag, 5: mehrmals täglich).

Häufige Nutzung der sozialen Medien macht aggressiv

Rund 78 Prozent der Studienteilnehmer sind mehrmals täglich auf den genannten Plattformen unterwegs. 24,9 Prozent nutzen diese Plattformen sogar den gesamten Tag über. Die Studienergebnisse sind wenig überraschend und bestätigen, was viele bereits vermutet haben. Das aggressive Verhalten bzw. die Reizbarkeit steigt mit zunehmender Verweildauer in den sozialen Medien. Am höchsten war der Reizpegel bei denjenigen Studienteilnehmern, die viele Stunden täglich auf allen vier genannten Plattformen unterwegs sind.

Ein weiteres interessantes Ergebnis der Studie ist, dass politische Diskussionen auf den sozialen Plattformen (egal welcher politischen Richtung) erheblich triggern und zu mehr Wut führen. Auch steigert das Bedürfnis, das eigene Profil bestmöglich zu präsentieren, den Neid und die Missgunst vieler Userinnen und User. Hierzu gehören ebenso Angstzustände. In Studie heißt es:

„Soziale Medien zeigen häufig eine stark gefilterte und stark kuratierte Version der Realität. Wenn man ständig sieht, wie andere ein glückliches Leben, Urlaube, Beziehungen und idealistische Körper darstellen, kann dies zu Gefühlen der Unzulänglichkeit, des Neids und der Frustration über das eigene Leben führen. Dieser ständige Vergleich kann Gefühle der Verärgerung und Reizbarkeit hervorrufen“.

Zugleich weisen die Forscher darauf hin, dass die Forschungsergebnisse auf den subjektiven Aussagen der Studienteilnehmer basieren und diese sich möglicherweise nicht immer genau erinnern können. Generell handelt es sich bei der Interaktion in den sozialen Medien um einen sehr komplexen Vorgang, der weitere Forschungen notwendig macht.  Die gesamte Studie können Sie hier lesen.

Soziale Plattformen belohnen Aggressivität mit höheren Klickraten

Vielen Nutzern ist es längst aufgefallen. Aggressive und beleidigende Beiträge verbreiten sich in den sozialen Medien rasant. D. h. die Tweets erhalten mehr Reichweite, was wiederum das Verhalten der Nutzer prägt. Dahinter liegt ein Kalkül der Plattformbetreiber, was Forscher der Yale-University nun bestätigen. Mithilfe einer Software haben die Forscher auf X (zum Zeitpunkt der Studie noch Twitter) erkannt, dass der Algorithmus beleidigende Ausdrücke belohnt. Hierzu wurden Millionen von Tweets und ihr weiterer Verlauf analysiert. Der Einfluss von aggressiven Posts ist nicht zu unterschätzen. Bereits eine Stunde Gewaltkonsum täglich und das Risiko an depressiven Symptomen zu erkranken steigt rasant. Mit einer sozial-kompetenten Interaktion haben aggressive Tweets nichts zu tun. Die Verrohung auf den sozialen Plattformen  bleibt nicht ohne Folgen. Derartige Posts bzw. Beiträge führen bei vielen Nutzern zu aggressiven Gefühlen. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass diese selber aggressive Beiträge posten. 

Von aggressiven Posts hin zu aggressivem Verhalten auf der Straße führt allerdings kein geradliniger Weg. Diese Entwicklung ist in der Wissenschaft nicht exakt vorhersehbar. Menschen, die jedoch zuvor radikale Einstellungen vertreten, können in ihrem Hass durch Hasskriminalität in den sozialen Medien bestärkt werden. Die sozialen Medien wirken in diesem Zusammenhang ähnlich einem Stammtisch oder einem Verein, wo sich je nach Konstellation, die Mitglieder gegenseitig radikalisieren. 

Der Beitrag wurde von Sandra Wegener veröffentlicht.