
Wäre es nicht großartig, wenn sich Menschen gegen Fake News impfen lassen könnten? Wenn Falschmeldungen als solche sofort erkannt werden würden? Was für viele Menschen eine Wunschvorstellung ist, lässt sich seit kurzem in die Realität umsetzen. Die Lösung nennt sich Prebunking (präventive Widerlegung). Es handelt sich um eine präventive Kommunikationsmethode, bei der aktiv gegen Falschmeldungen und irreführende Aussagen vorgegangen wird. Eine solche wichtige Stellschraube verhindert, dass falsche Behauptungen im Internet weiterverbreitet werden.
Prebunking, also die präventive Widerlegung, ist eine noch junge Entwicklung innerhalb des World Wide Web. Das Ziel von Prebunking besteht darin, den Menschen dabei zu helfen Wahrheiten von Unwahrheiten/ Falschmeldungen zu unterscheiden. Spätestens seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie ist deutlich geworden, wie sehr Desinformationen einer Gesellschaft Schaden zufügen können. Umso wichtiger ist die Befähigung einer kritischen Medienkompetenz. Beim Prebunking handelt es sich um eine wissenschaftlich fundierte Kommunikationstechnik. Noch immer gibt es viel zu wenige Anwendungsmethoden, die Internetnutzer in den sozialen Medien vor Falschbehauptungen schützen. Es ist an der Zeit, dass sich das ändert. Prebunking ist in diesem Zusammenhang ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.
Ob es sich um Desinformationskampagnen aus China oder Russland handelt, ob die Verfasser von Fake News im Inland oder im Ausland sitzen, ob sie wirtschaftlichen, politischen oder allgemeinen Schaden anrichten möchten; die Gründe sind verschieden. Die Kommunikationstechnik Prebunking nutzt gezielt kurze Videos, die die Userinnen und User vor Falschbehauptungen schützen sollen. Das Unternehmen Google veröffentlichte in diesem Zusammenhang im Frühjahr 2024 kurze Videos mit dem Namen „Lass dich nicht manipulieren“ auf Facebook, YouTube und Instagram. Die Erklärvideos wurden von Google und dessen Tochterunternehmen Jighsaw erstmals während der Europawahl ausgestrahlt. Das Ziel bestand in der Verminderung von Falschbehauptungen rund um die EU-Wahlen.
Impfung gegen Fake News – Lass dich nicht manipulieren!
Die US-amerikanischen Wahlen im Jahr 2016 haben gezeigt, was Desinformationskampagnen bewirken können. Mittlerweile ist es nicht mehr zu leugnen, dass vor rund zehn Jahren Hillary Clinton aufgrund von Falschbehauptungen und irreführenden Informationen viele Wählerstimmen verlor. Um diese und ähnliche Desinformationskampagnen besser begegnen zu können, soll Prebunking die Menschen gegen Fake News immunisieren. An der Entwicklung dieser Technologie beteiligten sich auch Forscher der Universität Cambridge und Bristol. Die Videos klären konkret über unterschiedliche Manipulationstechniken auf:
- Dekontextualisierung: Aus dem Kontext genommene Inhalte (Bilder, Videos, Texte), die mit dem ursprünglichen Inhalt nicht mehr übereinstimmen. Es handelt sich um Inhalte, die gezielt aus dem ursprünglichen Zusammenhang genommen worden sind.
- Rufschädigung: Es wird gezielt eine Person, Institution, Organisation oder Gruppe mit falschen Behauptungen in Verruf gebracht und herabgewürdigt.
- Sündenbock-Methode: Es wird gezielt eine Person, Institution, Organisation oder Gruppe ausgewählt und für bestimmte Probleme verantwortlich gemacht.
Das Ziel der präventiven Widerlegung besteht darin, die Menschen zu befähigen, Falschbehauptungen und unerwünschten Manipulationsformen zu widerstehen. Mit diesem Wissen werden die Nutzer gegenüber Falschbehauptungen resistenter und entwickeln eine psychologische Widerstandsfähigkeit.
Prebunking - Kommunikationstechnologie gegen Falschmeldungen
Wissenschaftler haben diesen psychologischen Ansatz mittels valider Feldversuche analysiert. Insgesamt handelt es sich bislang um sechs randomisierte Studien mit rund 6.000 Studienteilnehmern sowie um eine Feldstudie auf YouTube mit rund 22.000 Studienteilnehmern. Die Studienergebnisse sind vielversprechend. Die kurzen Erklärvideos haben nach Rückmeldung der Teilnehmer dazu geführt, dass Falschmeldungen als solche besser erkannt werden. Die Videos vermitteln das notwendige Wissen, das Internetnutzer brauchen, um den Wahrheitsgehalt von Aussagen feststellen zu können. Prebunking kann als eine Form der psychologischen Impfung gegen Fake News verstanden werden und besteht aus zwei Elementen:
Vorwarnung: Es erfolgt eine Vorwarnung auf ein bevorstehendes irreführendes Argument und auf die Irreführung der eigenen Meinungsbildung.
Exposition: Auf diese Vorwarnung folgt im Anschluss eine präventive Widerlegung (Prebunk) der zu erwarteten irreführenden Argumente.
Die Art und Weise, wie diese Videos präventiv gegen Falschmeldungen aufklären, können Sie sich hier (in englischer Sprache) ansehen. Weitere Videos, die präventiv gegen Fakenews aufklären, finden Sie hier (in deutscher Sprache). Je besser Menschen durch Prebunking geschult werden, desto eher sind sie sensibilisiert und können zukünftige Falschmeldungen als solche erkennen.
Google Jigsaw
Bei dem Unternehmen Jigsaw handelt es sich um ein Tochterunternehmen von Google. Genauer gesagt ist es eine Forschungsabteilung. Laut Aussagen der Forschungsleiterin, Beth Goldblum, dreht sich alles um Künstliche Intelligenz und wie User mithilfe von KI vor Falschmeldungen geschützt werden können. Das Unternehmen Jigsaw wurde 2010 gegründet. Ein interdisziplinäres Team von Wissenschaftlern beschäftigt sich laut Aussagen des Mutterkonzerns Google mit den wichtigsten technologischen Herausforderungen unserer Zeit.
Suchmaschinen und die verschiedensten sozialen Plattformen bieten uns in kürzester Zeit zwar die Informationen, nach denen wir suchen bzw. die zu unseren persönlichen Interessen passen. Dadurch entsteht jedoch die Gefahr einer sogenannten Nachrichtenblase. Informationen außerhalb der eigenen Suchanfragen werden kaum oder gar nicht eingeblendet.
Mit Google Jigsaw soll diese Nachrichtenblase weniger ausgeprägt ausfallen. Mithilfe einer Datenvisualisierung veröffentlicht Google News Nachrichten aus sämtlichen Regionen der Welt. Diese Datenvisualisierung trägt den Namen Unfiltered Global News und soll die User dazu befähigen, sich aus ihrer Nachrichtenblase hinauszubegeben.
Der Beitrag wurde von Sandra Wegener verfasst.
Teilen mit:
- Klick, um auf Facebook zu teilen (Wird in neuem Fenster geöffnet) Facebook
- Klicke, um auf X zu teilen (Wird in neuem Fenster geöffnet) X
- Klicken, um einem Freund einen Link per E-Mail zu senden (Wird in neuem Fenster geöffnet) E-Mail
- Klicken, um auf Bluesky zu teilen (Wird in neuem Fenster geöffnet) Bluesky
- Klicken, um auf WhatsApp zu teilen (Wird in neuem Fenster geöffnet) WhatsApp
- Klick, um auf LinkedIn zu teilen (Wird in neuem Fenster geöffnet) LinkedIn
- Klicken zum Ausdrucken (Wird in neuem Fenster geöffnet) Drucken