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Hass im Netz. Die Suche nach den Ursachen.

Was treibt Menschen dazu, Hasskommentare im Internet zu veröffentlichen? Was sind die Gründe für dieses Verhalten? Sozialpsychologen unter der Leitung von Prof. Andreas Zick vom Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung in Bielefeld sind dieser Frage nachgegangen und unterteilen Hass in zwei Ebenen: eine subjektive und eine objektive Ebene. 

Zunächst einmal betonen die Wissenschaftler, dass Hass eine Emotion ist und auf einen bestimmten Auslöser reagiert. Ein Individuum kann Angst, Ekel und Abneigung gegenüber einer anderen Person empfinden, woraus sich im weiteren Verlauf ein Gefühl von Hass entwickelt. Anders verhält es sich hingegen beim gesellschaftlichen bzw. politischen Hass. Hier ist es nicht zwingend notwendig, dass der individuelle Hass dem kollektiven Hass entsprechen muss. Anhand von Studienergebnissen konnte festgestellt werden, dass Hater andere Personen mit Hass begegnen, damit sie Teil einer Gruppe sein können. Indem sie ihren Hass innerhalb einer Gruppe teilen, nehmen sie sich als ein Kollektiv wahr. Für Menschen, die Hasskommentare im Internet verbreiten, wirkt sich diese Gruppendynamik identitätsbildend aus. Die Existenz eines Feindbildes stärkt demzufolge die Beziehung zur eigenen Gruppe.

Hass und Gewalt versus Zivilisation

Um Emotionen wie beispielsweise Hass unter Kontrolle zu bekommen, spielt die Gesellschaft eine entscheidende Rolle. Für das Überleben einer Kultur ist es zwingend notwendig, dass Hass nicht in Gewalt „überspringt“, so der Soziologe Norbert Elias. Jede funktionierende Zivilgesellschaft hat unzählige Hass-Bremsen eingeführt, sei es auf rechtlicher Basis, auf Basis von Normen, Werten, Glaube oder Ritualen. Würden diese sogenannten Hass-Bremsen fehlen, wäre Anarchie die Folge. In unserem Zeitalter ist eine zunehmende Verrohung zu beobachten, nicht zuletzt auf den sozialen Plattformen.

Das Fehlen bzw. das Nicht-Funktionieren dieser Hass-Bremsen ist ein zentraler Grund für die zunehmende gesellschaftliche Verrohung. Menschen, die gegen andere Menschen Hasskommentare verbreiten, wollen ihrem Gegenüber Schaden zufügen. Dies geschieht immer in einem sozialen Kontext, so der Sozialpsychologe Professor Andreas Zick. Auch wenn Hater behaupten, sie wollen niemanden schädigen, sondern nur ihre Gefühle zum Ausdruck bringen, fügen sie anderen Menschen Schaden zu. Der Grund hierfür: Hass agiert stets in einem Interaktionsverhältnis.

 

Hass im Netz. Zivilisatorische Bremsen als Gegenmittel

Da die sozialen Medien relativ freie Aktionsforen sind, kann sich der Hass dort einfacher ausbreiten. Auf diese Weise werden die Grundpfeiler unserer Gesellschaft geschädigt. Dieser Entwicklung kann mit Zivilcourage begegnet werden. Wissenschaftler sprechen in diesem Zusammenhang von zivilisatorischen Bremsen. Anhand von Gesetzen, Normen und Werten müssen Menschen erkennen, dass Hass andere Menschen verletzt. Ebenso gilt es die fundamentale Frage zu beantworten, warum der Hass in der Gesellschaft derart angestiegen ist. So nehmen Menschen im Alltag häufig eine subtile, schwer greifbare Form von Hass wahr; sei sie rassistisch, antisemitisch oder sexistisch. Wissenschaftler verweisen ebenso darauf, dass es in der Gesellschaft zu wenig Zivilcourage gibt. Die Menschen müssten im Umgang mit Hasskommentaren, insbesondere in den sozialen Medien, besser geschult werden. So sind u. a. mehr geschulte Social-Media-Moderatoren wichtig. Das vollständige Interview können Sie hier lesen.

Dieser Beitrag wurde von Sandra Wegener veröffentlicht.