
Cybermobbing an Schulen: TK-Studie 2022
Eine aktuelle Studie der Techniker Krankenkasse gelangt zu dem Ergebnis, dass an den Schulen das Cybermobbing ein allgegenwärtiges Problem ist. Kinder und Jugendliche zwischen 8 und 21 Jahren erleben ihre Schulzeit häufig als eine Leidenszeit. Mussten sich frühere Generationen mit den Mitschülerinnen und Mitschülern, der Lehrerschaft und den Noten herumärgern, ist seit dem digitalen Zeitalter ein weiterer Stresslevel hinzugekommen: die digitale Bedrohung durch Cybermobbing.
Beim Cybermobbing handelt es sich an den Schulen längst nicht mehr um ein vereinzeltes Problem. Vielmehr ist das Cybermobbing zu einem dauerhaften Problem geworden, dass viele Schülerinnen und Schüler während ihrer Schullaufbahn begleitet. Dies haben Studien aus vorangegangenen Jahren ergeben. Mit der Corona-Pandemie ist zwar ein leichter Rückgang des Cybermobbings zu beobachten, dennoch sind die Zahlen weiterhin alarmierend. Aufgrund der Corona-Pandemie und der Lockdowns sind Jugendliche öfter im World Wide Web unterwegs. Als Folge ist das Mobbing im Internet angestiegen, so das Ergebnis einer bundesweiten Online-Befragung (n= 355 Lehrkräfte, 1053 Eltern, 3011 Schülerinnen und Schüler).
Cybermobbing an Schulen – ein Gefühl der Ohnmacht
Was bedeutet diese Entwicklung für die Schülerinnen und Schüler? Es ist unstrittig, dass das Cybermobbing eine psychische Belastung darstellt. Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass Kinder und Jugendliche langfristige gesundheitliche Beschwerden bekommen können; psychisch sowie physisch. Typische Symptome sind Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Angstzustände oder Depressionen. Mittlerweile, so das Ergebnis der aktuellen TKK-Studie, ist jedes fünfte Kind das Opfer von Cybermobbing geworden. Die Studie hat auch ergeben, dass die Rolle der Täter und Opfer durchaus verschwimmen können. Wer einst das Opfer von Hassattacken im Internet geworden ist, wird nicht selten zum Täter. Sei es aus Selbstschutz oder aus Rachegefühle. Was kann also diese Entwicklung aufhalten?
Medienkompetenz an Schulen
Je früher an den Schulen Medienkompetenz unterrichtet wird, desto eher kann dem Cybermobbing entgegengewirkt werden, so dass Ergebnis des Bündnisses gegen Cybermobbing. Allerdings fehlt es in Deutschland noch immer an ausreichenden Beratungsstellen gegen Mobbing. Das Internet ist längst keine Neuerscheinung mehr. Daher stellt sich durchaus die Frage, warum an deutschen Schulen die Unterrichtspläne kaum Medienkompetenz als Lehrstoff enthalten. Hier ist die Politik gefragt. Die Medienkompetenz ist noch immer kein verpflichtender Lehrstoff in der Lehrerausbildung.
Weshalb die Medienkompetenz an deutschen Schulen vernachlässigt wird, beantwortet u. a. der Direktor der Thüringischen Landesmedienanstalt gegenüber dem MDR. Der Begriff sei für viele Menschen sehr ‚abstrakt‘ und werde nicht genauer definiert. Darüber hinaus herrscht Uneinigkeit darüber, was unter dem Begriff der Medien zu verstehen ist. Die Medien sind sehr komplex und können zwar in klassische Medien (TV, Rundfunk, Zeitschriften, Bücher) und in soziale Medien unterteilt werden, dennoch bleibt dieser Begriff für viele eine Herausforderung. Zudem entwickelt sich die digitale Transformation permanent weiter: einen Stillstand gibt es nicht. Zum Thema Medienkompetenz haben viele Institutionen, Unternehmen und Organisationen eine Meinung:
- Bundesländer
- Medienexperten
- Kultusminister
- Pädagogen
- Volkshochschulen
Auf der einen Seite führt diese Entwicklung zu einer Vielfalt an Ansichten. Auf der andern Seite bleibt das Ergebnis unbefriedigend, denn „viele Köche verderben den Brei“. Ebenfalls geht der Ausbau der digitalen Infrastruktur in Deutschland viel zu langsam voran. Noch immer sind viele Schulen nicht an das Internet angebunden. Wie sollen Schülerinnen und Schüler an der Schule den Umgang mit den digitalen Medien erlernen, wenn es bereits an den grundlegendsten Voraussetzungen fehlt?
Die Corona-Krise hat diese Krise nochmals verstärkt, so das Ergebnis der TK-Studie. Demzufolge geben 65 Prozent der befragten Schülerinnen und Schüler zur Antwort, dass seit dem Jahr 2020 das Cybermobbing zugenommen habe. Auseinandersetzungen werden zunehmend im digitalen Raum ausgetragen. Die seelischen Belastungen der Cybermobbing-Opfer reichen von Angststörungen über Schlafstörungen bis hin zu Depressionen und gar Selbstmordgedanken. Ein weiteres Ergebnis der TK-Studie macht deutlich, dass die Präventionsmöglichkeiten gegen Gewalt an Schulen zurückgegangen sind. Es treffen somit mehrere ungünstige Kriterien aufeinander.
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