
Es ist eine nervenaufreibende Tätigkeit mit hohem Burnout-Faktor. Content-Moderatoren durchstöbern das Internet auf sexistische, rassistische, brutale und ähnlich hasserfüllte Beiträge und Videos. Seit Jahren übernehmen tausende von Mitarbeitern auf den Philippinen diesen Job. Das Land gehört zu denjenigen Staaten, in denen Menschen für US-Technologieriesen wie Google oder Facebook arbeiten und das Internet von gesetzeswidrigen Inhalten befreien.
Die Filtersysteme der sozialen Medien
Der Job ist anstrengend und hat es in sich. Content Moderatoren üben eine Schlüsselrolle aus. Sie müssen sich tagtäglich problematische Inhalte ansehen und diese anschließend löschen. Die Tätigkeit findet in Echtzeit statt. D. h. die Content-Moderatoren lesen die Beiträge, sobald sie von den Usern veröffentlicht worden sind. Facebook, Google und Co informieren die Content-Moderatoren vorab, worauf sie sich konzentrieren sollen: Um heikle Posts, die u. a. Themen wie Pornografie, Pädophilie, Blut, Tierquälerei oder Rassismus enthalten.
Die Content-Moderatoren klicken einen solchen Post an und löschen ihn aus dem Account des jeweiligen Nutzers. Der Job zerrt an den Nerven und nicht wenige Content-Moderatoren hören bereits nach wenigen Wochen wieder auf. Laut Angaben des US-Magazins „Wired“ leiden zahlreiche Mitarbeiter und psychischen Langzeitfolgen.
Content-Moderator – unter dem Radar
Internetriesen wie Google, Facebook und Co sind an ihrem Ruf interessiert, weshalb Beiträge auf ihren Inhalt hin überprüft werden. Die Philippinen bieten sich aus Sicht Von Google, Facebook und Co für diese Aufgabe an, da das Land historisch eng mit den Vereinigten Staaten von Amerika verbunden ist und zu den Billiglohnländern gehört. Die Tech-Giganten greifen aber auch vermehrt auf Upload-Filter zurück, also auf Software-Programme. Diese Software-Systeme sind aber kostspielig. Nur die finanzstarken Konzerne können sich derzeit diese IT-Programme leisten. Daher greifen kleinere Firmen auf die günstigere Version zurück – die menschliche Arbeitskraft in Billiglohnländern. Die US-amerikanische Wissenschaftlerin Sarah T. Roberts von der University of California äußert sich hierzu mit folgenden Worten:
„In den letzten 15 Jahren sind die ganzen Tech-Konzerne ziemlich abgehoben. Der Fokus lag dabei stark auf Technologie und Innovation, sodass schädliche Nebeneffekte außer Acht und für später liegengelassen wurden – aber später ist jetzt. (…) Die Firmen kämpfen nun mit einem Defizit und die aus ihrer Sicht einfachste Lösung ist, billige menschliche Arbeit einzusetzen.“
Seit 2010 analysiert die Wissenschaftlerin die Arbeitsbedingungen von Content-Moderatoren, speziell die Arbeitsbedingungen auf den Philippinen. Das Ergebnis ihrer Forschung ist sehr ernüchternd. Zum einen sind die Beschäftigten über Subfirmen angestellt und arbeiten nicht direkt für die Tech-Konzerne. Die Bezahlung fällt zudem deutlich geringer aus als bei den festangestellten Mitarbeitern. Zum anderen stehen Content-Moderatoren in der Hierarchie der IT-Berufe auf der untersten Stufe, da die Tätigkeit sehr belastend ist. Die Arbeit von Content Moderatoren verläuft stets nach dem gleichen Schema.
- Nutzer laden ihren Content in den sozialen Medien hoch.
- Mithilfe eines Algorithmus wird unangemessener Content gefiltert.
- Nutzer machen auf unangemessenen Content aufmerksam, der von dem Algorithmus nicht erkannt und durch den Filter gerutscht ist.
- Content Moderatoren bewerten vor allem diese gemeldeten Inhalte
- Der Algorithmus wird mit diesen zusätzlichen Informationen gefüttert und lernt weiteren unangemessenen Content zu filtern.
Es kann davon ausgegangen werden, dass sich Facebook sehr bewusst ist, welche toxischen Inhalte Content Moderatoren zu Gesicht bekommen. Das Outsourcen in Länder wie die Philippinen oder Nairobi scheint kein Zufall, sondern eine bewusste Entscheidung zu sein, so die Aussage einer Content Moderatorin aus Nairobi.
Content Moderator. Ein Beruf mit hohem Burnout-Faktor – traumatisierte Beschäftigte
In ihrem Forschungsbericht spricht Roberts von einer Generation traumatisierter Beschäftigter. Der Arbeitsplatz gestaltet sich wie ein normales Call-Center. Doch ein Blick auf die Bildschirme verrät, dass es sich um keine gewöhnliche Arbeit am PC handelt. Die schrecklichen Bilder sind verstörend. Die meisten Content-Moderatoren sprechen in ihrer Freizeit nicht über ihren Beruf und viele werden psychisch krank oder alkoholabhängig. Darüber hinaus sind Content-Moderatoren untereinander schlecht vernetzt und haben keine Gewerkschaft. Für die IT-Unternehmen sind sie lediglich schnell austauschbare Beschäftigte.
Dieser Beitrag wurde von Sandra Wegener veröffentlicht.
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